In einem Vertragswerk, das viele Klauseln erhält. Die Zeiten, in denen Wechsel noch unkompliziert über die Bühne gingen, sind längst vorbei. Ein Kommentar.
Es ist eine romantische, viele werden sagen: naive Vorstellung, dass Fußballprofis heutzutage noch Verträge unterschreiben, in denen lediglich die Laufzeit, das Gehalt und allenfalls noch die Prämien für Siege bzw. Titel vereinbart werden. Oder dass Vereine eine Ablöse zahlen und fertig. Stattdessen lesen wir – gerade in diesen Tagen wieder – immer häufiger von Ausstiegsklauseln, Leihgebühren und Kaufoptionen. Begriffe, die vermuten lassen, dass sich ganze Anwaltskanzleien inzwischen mit der Abwicklung von Transfers beschäftigen.
Das Beispiel der jetzt durchgesickerten Abmachungen zwischen Olympique Lyon, Michel Bastos und Schalke 04 macht deutlich, in welch einer verklausulierten Fußballwelt (den vergleichsweise einfachen Spielregeln zum Trotz) wir inzwischen leben, wobei die Namen der Beteiligten austauschbar sind.
Nach Lage der Dinge hat der Revierklub die Möglichkeit, den gebürtigen Brasilianer auch über die vereinbarte Ausleihzeit (bis 30. Juni 2014) hinaus an sich zu binden, falls dieser die Erwartungen erfüllt. So weit, so gut. Auf der anderen Seite aber ist Schalke gezwungen, Bastos für teures Geld zu kaufen (die Rede ist von sieben Millionen Euro), selbst wenn dieser sich als Flop erwiesen haben sollte. Voraussetzung: Die in der Bundesliga auf Platz 6 notierte Mannschaft erreicht in der laufenden Saison entweder das Halbfinale der Champions League oder qualifiziert sich für den kommenden Wettbewerb.
Wegen der Verdienstmöglichkeiten in der Königsklasse handelt es sich dabei um eine für Schalke zweifellos risikomindernde Klausel. Absurd bleibt sie wegen der beschriebenen möglichen Konsequenzen dennoch. Waren das noch Zeiten, als allein die Leistung eines Spielers über seine Zukunft entschied!
„Berater-Wahnsinn“ im Profifußball Ob Schalke angesichts solcher Vertragsmodalitäten eine Wahl hatte, ist eine hypothetische Frage. In einer Zeit, in der sich die Profifußballszene kaum noch von der Börsenwelt unterscheidet, ist jeder Klub davon überzeugt, nicht anders handeln zu können. Und verweist auf die Konkurrenz.
Die ausufernden, ständig komplizierter werdenden Transfergeschäfte allein den Klubmanagern zuzuschreiben, wäre allerdings ungerecht. Nicht umsonst hat gerade erst Harry Redknapp von den Queens Park Rangers in London den „Berater-Wahnsinn“ angeprangert. Und Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser sieht angesichts des steigenden Einflusses der Berater und Agenturen gar den Tag kommen, da diese „durch Platzierungen ihrer Spieler den Wettbewerb beeinflussen werden“. Wie ernst er es mit dieser Sorge meint, zeigt, dass er sie nicht einmal verklausuliert, sondern ganz offen zum Ausdruck gebracht hat.